Aus den Erinnerungen eines langjährigen Mitglieds

Vor der Wende…..

Die Marine – damals noch offiziell “Bundesmarine” – ermöglichte ungedienten Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft etc. die Teilstreitkraft Marine in einer quasi “Wehrübung” kennen zu lernen. Hier waren auch Bürger aus Berlin zugelassen und Fredy  Stach, damals Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin, später Stadtrat für Jugend und Sport bzw. Jugend und Familie,  absolvierte eine solche Wehrübung bei der Waffenschule in Eckernförde (Kdr KzS Hans Schäfer). Die Aufgabe der Reservisten aus Berlin bestand darin – mangels jeglicher militärischer Vorbildung – das ungeliebte Fach “Politische Bildung”, einem Pflichtfach für alle Bundeswehrangehörigen, zu gestalten. Fredy Stach nutzte die Gelegenheit, um über die Insellage der Stadt Berlin aufzuklären und machte den Unterricht zu einem interessanten Fach. Seine Redegewandtheit ließ ihn diese  Aufgabe mit Bravour erledigen. Nach der Zeit in Eckernförde, die zum beiderseitigen Erfolgserlebnis geworden war, beschloss der Abgeordnete Fredy Stach seine neuen “Kameraden” nach Berlin und auch nach Spandau einzuladen, um sich für die schöne Zeit zu revanchieren. Der Termin wurde angesetzt,  das Programm stand…. Leider konnte der Initiator aus dienstlichen Gründen die Besucher dann nicht betreuen und bat deshalb einen ihm bekannten Gewerkschaftler,  diesen Termin wahrzunehmen, um die Gruppe durch das Programm zu führen.

Sein Name war  Werner Kohfeldt. Er machte seine Sache prächtig und fand Gefallen an der Sache. Man setzte sich zusammen und gründete quasi die Interessengemeinschaft. Tenor: Wir Berliner wissen nichts von der Marine respektive der Bundeswehr – die Marine weiß wenig von Berlin. Dort bei den Kameraden lernen wir die Probleme der Bundeswehr kennen und wir zeigen den Marinern unser Berlin… Gesagt, getan…. bis die Waffenschule ihr Pulver verschossen hatte und überdies feststellte, dass sie noch eine Partnerstadt im Süddeutschen hatte, die ebenfalls viel Zeit beanspruchte… denn ohne Arbeit geht es nicht. Folge: Im Marineamtsbereich wurde ein Partner, eine Partnerschule gesucht. In der Marinefernmeldeschule waren Kommandeur und S3 Stabsoffizier gebürtige Berliner. Sie erkannten die Lage und die Chance: Inzwischen war die DDR zusammengebrochen und Berlin war ohne Schikanen – auch für Soldaten – zu erreichen. Die Hauptstadtdiskussion begann, und seitens der Marine erkannte man die Möglichkeit, die Soldaten im Rahmen der “Politischen Bildung” mit der Bundeshauptstadt (neu) vertraut zu machen. Ausgehend von der Marinefernmeldeschule und den von dort organisierten Truppenbesuchen und Mitfahrten entwickelte sich nach dem Schneeballsystem eine marineweite “Berlinconnection” bis hin zu einer in Berlin eingerichteten Planstelle. Dort wurden dann die Besuche der Soldaten aus der Flotte organisatorisch betreut. Der Aufhänger war wieder die “Politische Bildung”. Die Angelegenheit verselbständigte sich. Als etliche Tausend Marineangehörige durchgeschleust waren, erhob sich die Frage für die IG: Was nun?

Bis zu diesem Punkt war Großes geleistet worden. Man stellt sich das recht einfach vor, vor dem Hintergrund  unserer Tage.  Damals vor fast 20 Jahren  gab es  keine Unterkünfte. Es gab keine Truppenküche. Der Transport war schwierig und häufig nur mit eigenem Wagen zu leisten und Berlin war noch gar nicht anerkannt als Stadt für Politische Bildung. Es wurde getrickst und viel durch die Verbindungen der IG aufgefangen, ja möglich gemacht. Und die Verbindungen waren wirklich gut, sehr gut. Aber wir waren bei: Was nun?

Man überlegte und kam auf eine Variante des Bisherigen: Wir bringen gesellschaftlich relevante Gruppen mit der Marine zusammen. Das funktionierte im gewissen Sinne eine Weile. Die Marine war in diesem Verfahren jedoch nicht mehr der direkte Nutznießer, sondern Mittel zum Zweck und hatte bald nicht mehr den rechten Zugang zu dem Verfahren. Wozu braucht man einen Mittler? Man saß inzwischen selbst in Berlin und überdies wurden die Ressourcen knapper.

Es ist nicht zu leugnen, dass echte Pionierarbeit geleistet wurde und viele Schritte getan wurden, die beglückend für die Beteiligten waren. Herzblut wurde eingebracht und so manche Stunde wurde eingebracht zum Wohl einer guten Idee. Inzwischen sind fast zwei Jahrzehnte Neudeutscher Geschichte vergangen. Eine gewisse Normalität hat Platz gegriffen.

Ich blicke auf Ereignisse zurück, die mich reicher gemacht haben und einen goldenen Punkt am Heftrand haben. Das sagenhafte Fest: Berlin an der Förde – wo alles an Verbindungen eingebunden wurde, was Spandau/Berlin zu bieten hatte. Fahrten nach Holland und Polen, Norwegen zur Flotte und zum Konzert oder Oper, bis hin zu meinem Abschied von der Marine in Western Town oder zu der legendären Nikolausfeier ebenfalls dort.