Der Besuch von Mitgliedern und Gästen der IG DeuMa gab Gelegenheit zu einem vertieften Kennenlernen der (militär-) politischen Situation unseres Nachbarlandes Frankreich.
Herr Kapitän zur See François Trémenbert, Marineattaché Frankreichs, empfing uns im Eingangsbereich
der unmittelbar hinter dem Brandenburger Tor am Pariser Platz gelegenen Botschaft, die eine der größten diplomatischen Vertretungen Frankreichs in der Welt ist.
Zunächst gab Herr Trémenbert – der hervorragend Deutsch sprach – uns einen kurzen Überblick über die historische Vergangenheit und erläuterte, dass seit der Gründung des Königreichs Preußen im Jahr 1701 Frankreich eine Botschaft in Berlin unterhält. Als Botschaftsgebäude diente seit 1830 das Palais Beauvryé am Pariser Platz 5 in Berlin-Mitte, das 1945 bei einem Bombenangriff zerstört wurde.
Das auf demselben Grund stehende heutige Botschaftsgebäude wurde 2001-02 von dem Pariser Architekten Christian de Portzamparc und dem Berliner Architekten Steffen Lehmann errichtet. Es hat einen Eingang vom Pariser Platz und einen Eingang von der Wilhelmstraße, der in der Regel als Besuchereingang dient. Herr Trémenbert führte uns durch die der Öffentlichkeit zugänglichen Bereiche der Botschaft einschließlich Empfangssalon und Bibliothek. Die zurückhaltende, moderne und historische Elemente verbindende Innenarchitektur lässt eine angenehme und freundliche Atmosphäre entstehen.
Im Anschluss an die Führung zeigte der Marineattaché einen kurzen Film sowie eine Präsentation, die sich auf das französische Weißbuch 2008 bezogen. Hier wurde dargestellt, welche vielumfassenden Aufgaben das französische Militär hat. Diese resultieren daraus, dass in Frankreich eine umfangreichere Verknüpfung zwischen Militär und zivilen Bereichen als in Deutschland besteht. Im Wesentlichen sind fünf strategische Funktionen im Rahmen einer vernetzten Sicherheit zu berücksichtigen: Abschreckung, Prävention, Eingreifen, Schutz sowie Verstärkung der Aufklärungsmaßnahmen (dieser Punkt kam als zusätzliche Funktion hinzu; man will in Frankreich nicht abhängig von den Nachrichten anderer Staaten sein)
Auch die notwendige Umstrukturierung der drei Waffengattungen sowie die in diesem Zusammenhang erforderlichen Materialerneuerungen wurden angesprochen. Hier geht es um die Ausstattung und Einsatzmöglichkeiten von Armee und Marine, die in der Lage sein sollen, durch Interventionen internationalen Krisen vorzubeugen. Frankreich ist hier im Bedarfsfalle in sämtlichen Weltregionen gefordert.
Besonders interessant war der Bericht über die derzeitige Ausstattung der Marine, unter anderem mit dem atomgetriebenen Flugzeugträger Charles de Gaulle, den Hubschrauberträgern sowie den Atom-U-Booten. Ebenso waren die Planungen der Marine für künftige operative Einsätze von besonderem Interesse, denn hier ist insgesamt für die nächsten Jahre eine Erhöhung des Etats vorgesehen, der aber auch im Einklang mit einem personellen Abbau stehen muss.
Außerdem unterstützt die französische Marine im Rahmen der maritimen Sicherheit die Behörden bei den Aufgaben im Rettungsdienst, bei der Bekämpfung von Seeverschmutzungen, dem Fischereischutz, bei der Bekämpfung des Drogenhandels sowie der Einwanderungskontrolle.
Der abschließende Kleine Empfang bot eine willkommene Gelegenheit, sowohl weitere fachliche Problembereiche anzusprechen als auch persönliche Kontakte zu vertiefen. Herr Trémenbert wusste zu allen Fragen – wie zum Beispiel Frankreichs Rolle in der Nato – informativ zu argumentieren und den französischen Standpunkt nachvollziehbar darzustellen. Wir bedanken uns für die angenehme Weise, in der Frankreichs Positionen uns vermittelt wurden.